…reiste die 11. Klasse unserer Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe Königs Wusterhausen zusammen mit Frau Dr. Linzke und Frau Möhring am Exkursionstag.

Alle reden heutzutage von Flüchtlingskrisen, Migrationswellen und Abschiebungen – aber wer von uns kennt eigentlich einen Flüchtling persönlich? Wohl die wenigsten. Das wollten wir ändern und trafen uns in der Nähe des Hindu-Tempels in Kreuzberg mit Saad aus Damaskus.

Saad ist von Beruf Stadtführer in Damaskus und man konnte merken – er liebt seine Heimatstadt. Leider wurde sein schönes Land nach und nach vom Regime des Staatspräsidenten Baschar al-Assad zerstört, viele Menschen wurden deportiert, gefoltert und ermordet. Saads Freunde und Bekannte verschwanden nach und nach aus seinem Leben, und am Ende sah auch er keinen anderen Ausweg mehr, als mit seiner Familie zu fliehen. Er kam mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen mit der großen Flüchtlingswelle 2015 nach Berlin, wo er sich mühevoll ein neues Leben aufbaute. 21 Tage dauerte seine Flucht aus Syrien, die er mit Bussen, Zügen, Schiffen, Schlauchboot, Taxi und zu Fuß bewältigte.

Inzwischen arbeitet Saad als Stadtführer beim Verein querstadtein und zeigt Schulklassen, wie die syrischen Geflüchteten, von denen inzwischen 49.525 in Berlin Zuflucht gefunden haben, in Neukölln leben.

Wir spazierten mit Saad über den Hermannplatz und die Sonnenallee entlang, wo er uns syrische Cafés, Geschäfte und Restaurants zeigte. Er erklärte uns syrische Traditionen, wie z.B. arrangierte Hochzeiten, was Halal bedeutet und wie vielseitig die syrische Küche ist. Dabei lernten wir auch viel über die Geografie des Landes. „Für euch bedeutet „Wüste“ nichts – für uns bedeutet sie sehr viel.“, erklärte er uns.

Ob er gern zurück nach Damaskus gehen würde?  Auf diese Frage wurde Saad emotional und antwortete: „Berlin ist eine wunderschöne Stadt. Sie ist grün, sie hat viel Wasser, sie ist vielseitig und multikulturell, die Menschen sind frei und gehen friedlich miteinander um. Aber zuhause bleibt eben zuhause.“ Seine Söhne und Enkel seien inzwischen richtige Berliner und möchten auch hierbleiben – aber Saads Herz hängt eben an Damaskus. Abschließend sagte er uns, er würde uns gern irgendwann einmal bei einer Führung durch Damaskus begrüßen.

Wir bedanken uns bei Saad und dem Verein querstadtein für diese großartige Möglichkeit, eine uns sonst verborgene Welt im Herzen von Berlin zu entdecken und wünschen Saad, dass sein Traum irgendwann einmal in Erfüllung geht.

Frau Möhring – Fachlehrerin

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